Wenn du in deinen knapp 60 Lebensjahren das Glück hattest, viel auf der ganzen Welt unterwegs gewesen sein zu dürfen und dabei mehr erlebt hast, als Jules Verne jemals hätte zu Papier bringen können, dann entwickelst du einfach einen siebten Sinn für echten Genuss. Und irgendwie war Brasilien schon immer mein Lieblingsland. Es ist aufgrund seiner drei Jahrhunderte Kolonialzeit ein kulturlandschaftlich so vielfältiges Land: Regenwälder im Amazonas-Tiefland, Hochebenen, Hügel und Gebirge im Süden, dazu das tropische Klima; kein Wunder, dass ich mit diesem Land in tiefer Freundschaft lebe, hier aber auch echte Freunde gefunden habe.

 

 

Freunde, die mich in das brasilianische Lebensgefühl eingeführt haben, wozu unweigerlich das Nationalgetränk, die Cachaça, gehört. So kam ich auf einer Reise durch Brasilien auch auf eine Schnapsidee im wortwörtlichen Sinn: Warum nicht den traditionell hergestellten Cachaça aus den unzähligen kleinen Brennereien mitten im Regenwald direkt nach Europa exportieren? 

Wenn schon das Zuckerrohr von Hand geerntet, der Saft daraus mit uralten Pressen gewonnen, dieser mit natürlichen Hefekulturen fermentiert und dann in Kupferbrennblasen ohne irgendwelche Chemie destilliert wird, dann ist Cachaça kein Getränk, dann ist Cachaça ein Gefühl.

 

 

Ein Gefühl von tropischer Wärme, luftig-leichter Freiheit und einer weicheren Gangart des Lebens. Cachaça schmeckt ganz easy, irgendwie so nach Bossa nova, Meeresrauschen und nach der milden Frische des Regenwaldes. Zusammen mit zerstoßener Limette, etwas Rohrzucker und ein wenig Eis durchflutet es – jetzt Caipirinha genannt – dein Herz, dein Hirn und deine Sinne – für mich einfach perfekt. Frische Säure und bittre Süße: Cachaça ist einfach Cool Jazz und Samba in einem.